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Intuition – Ausgrabungsstätte des gefühlten Wissens

01.12.2016

BOBKAS BUSINESS – 12 / 2016

„Gut 50 % aller wichtigen professionellen Entscheidungen werden am Ende intuitiv getroffen“, dies belegen aktuelle Mittelstandsstudien.

Herausragende Entdecker und Unternehmer verließen sich immer auf den richtigen Riecher, erkannten dabei die Zeichen der Zeit oder entdeckten die Marktlücke. Keiner dieser Menschen hielt sich dabei im entscheidenden Moment an eine objektiv nachprüfbare Entscheidungsmatrix. Warum aber wird Intuition dann so häufig bei unserer Entscheidungsfindung als Zufall oder schlicht nicht validierbares Bauchgefühl abgetan?

Machen wir uns hierzu auf die Spurensuche: Intuition ist gefühltes Wissen, das rasch im Bewusstsein auftaucht, dessen tiefe Gründe uns nicht bekannt sind, das aber stark genug ist, um danach zu handeln.
Die Intuition ist zu häufig unter dem digitalen Rauschen unserer Zeit begraben. Weil die Technik uns allzu oft sagt, ob wir gut geschlafen haben, ausreichend Schritte gegangen sind oder dem richtigen Navigationspfad zum Ziel folgen.
Die Intuition steht in unserer Gesellschaft oft auch unmittelbar im Wettbewerb zur Ratio, der vernunftbasierten Berechnung des erwarteten Nutzens bei der Entscheidungsfindung. Und doch sind Intuition und Vernunft keine Gegensätze. Sie ergänzen einander vielmehr ideal.

Lassen sich Risikosituationen beispielsweise – mittels pro/contra Analyse oder statistischem Denken – konkret berechnen, hat die Vernunft ihren verdienten Platz. In Situationen hochgradiger Ungewissheit jedoch – nicht selten in unserer komplexer werdenden Welt – hat die Intuition ihren Platz.

Sie kennen diese Situationen. Sie handeln aus der Erfahrung heraus, fühlen die richtige Richtung, können aber nicht exakt erklären, warum dem so ist. Intuition ist das Gefühl für das Richtige im richtigen Moment. Alexander von Humboldt sagte dazu einst: „Überall geht ein frühes Ahnen dem späteren Wissen voraus.“

Albert Einstein ergänzte: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Unbewusste Vorgänge, die auf Wissen und Erfahrung beruhen (Intuition), lassen sich also sehr wohl gezielt nutzen. Es gilt, die Balance zu finden zwischen Intuition und Verstand.

Doch was hindert uns daran, der Intuition den notwendigen Raum bei unserer Entscheidungsfindung zu gewähren? Nun – unser Alltag etwa ist dominiert vom Zeitdruck. Die Angst, nicht genug Zeit zu haben, lässt uns meist die defensive Lösung auswählen, um gewappnet zu sein, wenn etwas schiefgeht. Es ist auch eine Frage unserer Kultur und ihrer Machtverhältnisse. Eine Entscheidung trifft und verantwortet man schließlich persönlich.

Wenn also mit herkömmlichen Mitteln nicht präzise bewiesen werden kann, warum man so und nicht anders entschieden hat, muss man Verantwortung übernehmen. Das wird zu oft verhindert – schlicht aus Angst vor der Verantwortung. Schnell gibt man dieses Risiko an eine Maschine und das System weiter, verlagert die Unsicherheit auf Modelle, Formeln, Algorithmen.

Vernünftig ist dies natürlich nicht. Es nährt den zunehmenden Eindruck in unserer Gesellschaft, dass oft niemand verantwortlich ist. So werden dann nur die zweitbesten Entscheidungen getroffen, nämlich jene, die einfacher zu begründen sind. Man ahnt, dass eine Entscheidung nicht die Beste ist, folgt aber letztendlich der Meinung der Mehrheit, weil man die eigene Entscheidung nicht rational begründen kann. Und genau hier gilt es Acht zu geben, mutig der Intuition zu folgen, zu vertrauen, um im richtigen Moment auf die Erfahrung und Routine als Fundament der Intuition zurückgreifen zu können.

Im Unternehmen braucht es dafür eine erlebbare Fehlerkultur, die Sicherheit ausstrahlt und dafür einsteht, dass es immer einen Ausweg gibt. Denn nur in einem angstfreien Umfeld blühen Intuition und damit auch Innovation nachhaltig auf. Die Intuition braucht außerdem harte Arbeit, um ihren Zündpunkt zu erreichen. Dazu gehört auch reproduziertes Wissen, die klassische Allgemeinbildung. Diese stellt die Werkzeuge, Instrumente, mit denen die Erkenntnis erst eine Chance bekommt, umgesetzt zu werden. Der präparierte Geist entwickelt sich aus Versuch und Irrtum. Mit jeder Erfahrung, jedem Gelingen wie auch Scheitern, festigt und erweitert sich das Spektrum der eigenen Intuition als wichtiger Wissensbaustein unserer Entscheidungsfindung und unseres Handelns: „Wir glauben Erfahrungen zu machen, aber die Erfahrungen machen uns“, um Eugène Ionesco hier treffend zu zitieren.

Viel Freude beim Ausgraben und Entdecken Ihrer Intuition!

Veröffentlicht in der aktuellen Printausgabe von netzwerk Südbaden
www.netzwerk-suedbaden.de


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